Evolution

Für mich persönlich begann die Leidenschaft für Hörspiel-Soundtracks Anfang der 1980er Jahre. Begeistert vom Medium Hörspiel begann ich ziemlich schnell damit, mein gesamtes Taschengeld in Kassetten zu investieren. Auch auf Wunschzetteln zum Geburtstag oder zu Weihnachten waren Hörspiele immer ganz oben angesiedelt. Ich kann mich erinnern, wie ich damals - mit Papier und Bleistift ausgerüstet - im Kaufhaus vor Ort gestanden habe und mir die Bestellnummern und Titel der Hörspiele aufgeschrieben habe, welche ich noch nicht besaß. Auch kann ich mich an die dortigen LP-Ständer erinnern, wo ich immer innehielt, um die großformatigen Hüllen zu bestaunen.

Damals war es auch, dass ich im Fernsehen eine Dokumentation über Filmproduktionen gesehen habe. Dort wurde u.a. die Wirkungsweise von Filmmusik beim Betrachter erklärt. Anhand einer kurzen Szene, die mit unterschiedlicher Musik präsentiert wurde, wurde erkennbar, wie sehr die eigentliche Stimmung des Dargestellten von ihrer musikalischen Untermalung abhängt. Diese Erkenntnis hat mich seinerzeit tief beeindruckt und für Soundtracks aller Art sensibilisiert.

Zur Mitte der 1980er Jahre war es dann soweit. Ausgerüstet mit zwei Kassettenrekordern, einem Überspielkabel, rund 120 EUROPA-Hörspielen und einem Heft voller handschriftlicher Notizen machte ich mich ans Werk, und begann damit, meine Lieblingsmelodien - von denen immer nur kurze Teilstücke in den Hörspielen enthalten sind - zusammenzubasteln. Die Tatsache, dass diese Musik innerhalb der Hörspiele in stets anderen Laufgeschwindigkeiten enthalten ist - und daher unterschiedliche Tonhöhen aufweist - mag meine damaligen Werke für Außenstehende unerträglich gemacht haben. Ich aber habe dieses Hobby geliebt.

Gegen Ende der 1980er versiegte meine Hörspielbegeisterung. Zwei Gründe waren maßgeblich dafür. Einerseits gefielen mir die neueren Geschichten nicht mehr, andererseits war man dazu übergegangen, Musik einzusetzen, mit der ich mich nicht mehr identifizieren konnte. Eines Tages packte ich alle meine Kassetten in Kartons ein und versiegelte diese.

Die 1990er waren meine hörspielfreien Jahre. Während dieser Zeit hab ich mich anderen Dingen gewidmet, von denen sich einige, zu späterer Zeit, als sehr hilfreich und nützlich erweisen sollten. Ich war in lokalen Band-Projekten involviert, vornehmlich als Scratch-DJ und Soundtüftler am Rechner. Das brachte mir einiges interessantes Wissen über Studio-Technik und Sound-Manipulation ein. Außerdem begann ich damals mit dem Design und der Programmierung von Datenbanken, um die Archivar-Seele in mir auszuleben. In diesem Bereich bin ich dann später auch beruflich tätig geworden.

Um das Jahr 2000 herum begann dann mein persönliches Digitales Hörspielzeitalter. Durch Zufall hielt mir eines Tages ein befreundeter Musiker die "Horror Pop Sounds"-MC aus der Gruselserie unter die Nase, mit den Worten, dass sein Bruder davon träumte, solche Musik zu produzieren. Ich war hin und weg, da gerade diese MC damals durch Bandsalat verloren ging - kurze Zeit nachdem sie aus dem Handel genommen worden ist. Ich erbettelte mir also die Kassette - leihweise -, um sie zu Hause zu digitalisieren. Das war der Stein des erneuten Anstoßes....

Erste Internet-Recherchen führten mich schnell zu einer Seite von Pionieren, die auf dem Sektor Hörspielmusik bereits Beachtliches geleistet hatten - www.hsp-musik.de. Neben der Identifizierung von Soundtrack-Guru Carsten Bohn war auch eine kleine Datenbank abrufbar, über die sich Bohns Musik in den entsprechenden Hörspielen identifizieren ließ.

Da war die Marschroute klar. Mithilfe einer gut organisierten Datenbank und den Möglichkeiten der nun möglichen digitalien Soundbearbeitung würden sich doch bestimmt Musik-Rekonstruktionen herstellen lassen, die früher undenkbar waren! In den Folgejahren entstanden so rund 1.800 Einzeltitel (Gesamtspielzeit über 25 Std.) von mehr oder weniger vollständig restaurierten, von mir hergestellten Hörspiel-Soundtracks.

Zu diesen selbst hergestellten Titeln kommen weitere rund 800 Titel (Gesamtspielzeit über 41 Std.) hinzu, die auf Musikveröffentlichungen der verschiedenen Miller-Labels (somerset, EUROPA etc.) von mir oder anderen entdeckt worden sind.